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Von Allgäuer Besenkapellen und Pestängsten

Bei seiner Wanderung durch Allgäuer Landschaften kommt der Spaziergänger gelegentlich an kleinen Kapellen vorbei, in denen er neben einem Altar, einer Kreuzigungsgruppe und Gebetsgestühl, das zur stillen Einkehr einlädt, auch einige Reisigbesen am Altarraum vorfindet. Er befindet sich in einer sogenannten „Besenkapelle“ oder liebevoll ausgedrückt, in einem „Besen-käpelle“. Diese kleinen Kapellen lassen sich vermutlich auf Pestzeiten zurückführen. Die damaligen Menschen, die von der Pestkrankeit verschont geblieben sind oder sie überlebt haben, opferten dafür einen Reisigbesen. Dieser Brauch wird bis heute beibehalten. Bei Hautauschlägen oder „Rufen“ (Furunkeln) opfern sie ebenfalls einen Reisigbesen für eine Kapelle in ihrer Umgebung, daher „Besenkapelle“ oder „Besenkäpelle“.

Der Wanderweg Schwarzwald-Alb-Allgäu führt auf der Adelegg, einem Höhenzug zwischen Isny und Leutkirch, am Hof Herrenberg vorbei, zu dem eine solche Besenkapelle gehört, die direkt am Weg liegt. Von Rimpach bei Friesenhofen oder zwischen Schmiedsfelden (einem Glashüttendorf) und Blockwiesen führen ebenfalls Wege zur Adelegg und zum Hof Herrenberg.

Die Besenkapelle oder auch Pestkapelle auf dem Herrenberg ist dem heiligen Rochus gewidmet .Sie wurde einst von Benediktinermönchen errichtet , ebenso das nebenstehende Gehöft. In der Mitte des Altarraums dominiert eine gewaltige Christusfigur am Kreuz , daneben nehmen sich die beiden biblischen Frauengestalten Maria und Magdalena geradezu klein und bescheiden aus.

(Literaturhinweis: Geo Nr. 8 August 2000; S. 94, Der Schamane aus dem Allgäu)

Quelle: Peter Treiber